IMMENSTADT. Erstmals seit Corona zogen die Qualifikationsnormen bei bayerischen Meisterschaften wieder spürbar an. Und so hatte der TV 1860 Immenstadt zu den Bayerischen aquafeel Meisterschaften in Bayreuth „eigentlich nur“ sechs Einzel- und eine Staffelmeldung abgegeben. Daraus erwuchs jedoch eine gigantische Erfolgsgeschichte mit einer Gold-, zwei Silber- und einer Bronzemedaille, fünf Vereinsrekorden und – im Endeffekt- vier deutschen Rekorden in der Behinderten-Startklasse „AB“.
Seine „Festspiele“ eröffnete Jonas Schneider am Freitagnachmittag mit dem Start im Vorlauf über 50m Rücken. In 29,63 Sekunden schwamm er seinen ersten deutschen und auch ersten Vereinsrekord. Er qualifizierte sich damit für das Jugendfinale der Jahrgänge 2007 und jünger. Dort konnte er seine Vorlaufzeit nochmals um sechs Hundertstelsekunden steigern. In 29,57 Sekunden holte er sich Gold in der Jugendklasse und hatte Clubrekord und deutschen Rekord gleich noch einmal verbessert.
Mit nach Bayreuth gereist waren auch Anton und Xaver Käser sowie Marcus Joas. Zusammen mit Schneider hatten sie sich zu einer 4x200m Freistilstaffel gemeldet, wollten danach jedoch wieder mit dem Zug zurück nach Hause. Leider hinkte die Veranstaltung von Anfang an hinter dem Zeitplan her. Als es auch noch zu einem Ausfall der Zeitmessanlage kam, sah es kurzzeitig so aus, als würden die Städtler in dieser Nacht nicht mehr ins Allgäu zurückkommen. Endlich wurde die Staffel gestartet – und trotz der Unsicherheit ob des Nachhausewegs – lieferten die Städtler! In der Aufstellung Marcus/Xaver/Anton/Jonas erkämpften sich die TVIler hinter der SG Stadtwerke München und dem SC Delphin Ingolstadt die Bronzemedaille! Noch nie hatte es vorher bei einer offenen bayerischen Meisterschaft eine Staffelmedaille für den TVI gegeben. Die Endzeit von 8:43,84 bedeuteten eine Verbesserung des Vereinsrekords um 12,5 Sekunden. Quasi in letzter Sekunde nahmen die Städtler ihre Medaillen in Empfang und erreichten doch noch einen Zug, der sie zumindest bis nach Kempten brachte. Das TVI-Quartett hofft nun darauf, dass ihre Staffelleistung für eine Teilnahme bei den „Finals“ im Juli in Berlin ausreicht.
In Bayreuth verblieb Jonas Schneider, der noch ein anspruchsvolles Programm vor sich hatte. Er startete am Samstag über 50m Schmetterling, 100m Rücken und 100m Freistil. Über die Rücken-Distanz verbesserte er den deutschen Rekord „AB“ im Vorlauf auf 1:06,52 und qualifizierte sich als Sechster für das Jugendfinale. In diesem Endlauf schlug er als Vierter an und verbesserte seinen neuen deutschen Rekord weiter auf 1:05,67. Ähnlich agierte Jonas über 100m Freistil. Wiederum mit deutschem Rekord von 55,53 Sekunden zog er ins Jugendfinale ein. Hier erkämpfte er sich die Silbermedaille. Die brillante Zeit von 54,69 Sekunden bedeutete „natürlich“ wieder deutschen Rekord. Außerdem ist Schneider damit der erste Immenstädter, der 100 Meter unter 55 Sekunden schwimmen kann. Roman Rotter hatte 1990 in 55,00 Sekunden den Vereinsrekord (allerdings auf der 25m- Bahn!) aufgestellt.
Auch am Sonntag riss Jonas‘ Erfolgsstory nicht ab: Über 200m Freistil qualifizierte er sich in 2:01,78 (mit neuem deutschen „AB“-Rekord) als Fünfter für das Jugendfinale. Erneut konnte sich der 15-jährige dort nochmals steigern und erschwamm eine weitere bayerische Silbermedaille und nochmaligen Rekord (2:00,78). Über 50m Freistil wurde er am Ende zwar „nur“ Vierter, hatte jedoch in 25,73 Sekunden nochmals seinen eigenen deutschen Rekord verbessert. (jo.)