IMMENSTADT. Mit einem dreiköpfigen Aufgebot waren die Paraschwimmer des TV 1860 Immenstadt bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft für Menschen mit Behinderung in Berlin vertreten. Die Veranstaltung, die gleichzeitig eine Station der World Para Series darstellt, war international extrem gut besucht, da viele Sportler die letzte Gelegenheit zur Qualifikation für die Paralympics in Tokio nutzen wollten.
In den Vormittagsabschnitten wurden die Wertungen der einzelnen Jugendklassen und der Startklassen ausgeschwommen. In den Finalläufen am Nachmittag ging es dann um die nationalen und internationalen Gesamtwertungen aller Startklassen. Durch diese vielfältigen Wertungen kommt es schon mal dazu, dass man für eine geschwommene Strecke mehr als eine Medaille erhält.
Bei deutlich über 30 Grad in der Schwimmhalle mit FFP2-Maskenpflicht, täglicher Testpflicht und langen Wartezeiten am Einlass sind die erbrachten Leistungen noch höher zu bewerten.
Die drei TVI´ler reisten mit sehr unterschiedlichen Zielvorgaben nach Berlin. Die 12jährige Lavinia Schroth wollte unbedingt wieder die 400-Punkte-Marke über eine paralympische Strecke überbieten, um ihre Zugehörigkeit zum deutschen Nachwuchskader für die kommende Saison zu bestätigen. Sie schwamm über alle gemeldeten Strecken persönliche Bestzeit, erreichte 2 Jugendfinals und konnte nach den vier Wettkampftagen 5 Goldmedaillen aus den Vorläufen und 2 Podestplatzierungen aus den Finals vorweisen. Über 50m Freistil erreichte sie in 33,67 Sekunden mit 476 Punkten ihr bestes Ergebnis. Lavinia wurde im Nachgang der IDM zu zwei Trainingsmaßnahmen mit der Jugendbundestrainerin eingeladen, worauf wir sehr stolz sind.
Jonas Schneider hatte im Vorfeld mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Froh, überhaupt nach Berlin fahren zu können, waren die Erwartungen eher niedrig angesetzt. Jonas wuchs in Berlin jedoch über sich hinaus und schwamm von Bestzeit zu Bestzeit. Unglaubliche 14 Medaillen erschwamm er in den Vorläufen. Bei allen 7 Strecken kam er in die Finalläufe und erreichte hier drei Siege auf nationaler Ebene und vier Silbermedaillen. International gab es für Jonas einmal Silber und dreimal Bronze. Seine höchste Punktzahl erreichte er mit 618 über 200m Freistil. Die größte Überraschung war jedoch der Deutsche Rekord in der Startklasse AB über 100m Freistil, den er bereits im Vorlauf aufstellte und im Finale auf 57,64 Sekunden schraubte.
Lavinia und Jonas waren außerdem noch am Staffelsilber über 4x50m Freistil mit der Staffel des Bayerischen Behindertensportverbandes beteiligt, bei der sie nur das Berliner Schwimmteam vorbeiziehen lassen mussten, aber unter anderem die Nationalmannschaft aus Ägypten schlagen konnten.
Für Johannes Weinberg war das Ziel klar abgesteckt: schneller als bei der EM schwimmen. Nach einer schwierigen Saison mit viel Trainingsausfall durch Quarantäne und reduzierte Trainingsmöglichkeiten tastete er sich von Wettkampf zu Wettkampf wieder näher an seine Bestleistung der WM 2019 heran. Die Leistungen der EM ließen ihn und seine Trainer auf Zeiten um die 1:21 hoffen. Im Vorlauf über 100m Brust lieferte Johannes ein couragiertes Rennen ab und die Uhr stoppte nach fantastischen 1:20,47 Sekunden. Dies ließ die Hoffnung auf das Erreichen der Norm für Tokio (1:19,80) weiterleben. Im Finale konnte Johannes seine Vorlaufzeit bestätigen und schwamm erneut 1:20. Sowohl Johannes als auch das Trainerteam sind begeistert über diese tolle Zeit, standen doch im Frühjahr noch Ergebnisse von 1:27 und 1:28 zu Buche. Trotzdem ist es natürlich äußerst schade, dass er die Norm so knapp verpasst hat. Insgesamt konnte Johannes in den Vorläufen der IDM 4 Medaillen erschwimmen, in den Finalläufen erreichte er zwei Bronzeränge. Am letzten Wettkampftag klappte es sogar noch mit einer persönlichen Bestzeit über die Nebenstrecke 50m Schmetterling.
Nach einer kurzen Erholungspause wird nun in Ruhe der langfristige Trainingsplan für die kommenden Monate und Jahre erstellt, denn Paris 2024 kommt schneller als man denkt. (jo.)